„Molweni“

… ist Xhosa und bedeutet „Hallo Zusammen“. Xhosa ist eine von insgesamt elf Sprachen in Südafrika und wird auch als „Clicksprache“ genannt, aufgrund seiner verschiedenen, für uns unaussprechlichen, Geräusche. Herzlich Willkommen auf meinem Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester in Südafrika. Im Gegensatz zu einigen anderen Stipendiaten verbringe ich nun schon mein zweites Semester in Südafrika, nachdem mich das erste Semester (Juli- Dezember 2019) mehr als überzeugt hat und ich mich nach dieser kurzen Zeit noch nicht von dem Land trennen konnte. An dieser Stelle möchte ich die Ostfalia Hochschule positiv hervorheben, da diese es mir ermöglicht hat, das zweite Semester problemlos durchzuführen.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Dezember und Januar in Deutschland, habe ich also die Reise wieder angetreten und bin von Hamburg, über London und Johannesburg nach Port Elizabeth (PE) geflogen. Da ich durch mein erstes Semester schon mit der Umgebung und den Gegebenheiten vertraut war, habe ich mir den Transport vom Flughafen zum Studentenwohnheim mithilfe eines Ubers selbst organisiert. Im ersten Semester habe ich den Transport der NMU (Nelson Mandela University) wahrgenommen, der sehr zuverlässig und flexibel schon am Flughafen stand, als ich ankam. Generell Ist die NMU sehr organisiert und tut alles dafür, dass sich Auslandsstudierende in Port Elizabeth wohlfühlen. Dies reicht von einer gut organisierten und informativen Orientierungswoche, bis zu Aktivitäten, die während des Semesters angeboten werden, wie z.B. verschiedene Wandertouren. Die Universität ist also durch ständigen Kontakt zu den Studierenden durch das Internationale Office darum bemüht, so gut es geht zu unterstützen und zu helfen.

Ich bin nun schon das zweite Mal für eine längere Zeit in Südafrika, weit weg von Freunden und Familie und meiner gewohnten Umgebung und blicke auf eine spannende und überaus prägende Zeit zurück, von der ich keine Sekunde bereue. Ein wichtiger Teil des Auslandssemesters war das Studentenwohnheim „Campus Key“, das meine Erwartungen weitaus übertroffen hat. Neben einem schönen Zimmer mit Dusche und Waschbecken, verfügt das Wohnheim über ein Fitnessstudio, Waschmaschinen und Trockner und einer großen Dachterrasse, auf der ich gerade sitze, diesen Bericht verfasse und nebenbei den Sonnenuntergang beobachten kann- was will man mehr. Mein Zimmer konnte ich vom letzten Semester übernehmen, was einiges erleichterte, da man sich bei der Ankunft erstmal komplett einrichten musste, denn das Zimmer ist komplett leer, nicht einmal Bettdecke und Kissen sind vorhanden- dieser Prozedur konnte ich im zweiten Semester aus dem Weg gehen.
Um hier mobil zu sein, lieh ich mir ein Auto von einem deutschen Auswanderer namens „Karl“, der darauf spezialisiert ist, alte Volkswagen Fahrzeuge an deutsche Auslandsstudierende zu einem annehmbaren Preis zu vermieten.

 

Port Elizabeth hat neben einem Traumstrand, guten Clubs und Restaurants leider nicht allzu viel zu bieten, da es „in town“ eher unsicher ist und man diese Gegend meiden sollte- allerdings kann ich mich über den Strand, den ich von meinem Zimmerfenster aus sehen kann, absolut nicht beklagen.
Der Sicherheitsfaktor spielt hier eine große Rolle. Im Vergleich zu Deutschland sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man hier nach Sonnenuntergang nicht mehr durch die Straßen laufen sollte, vor allem nicht alleine. Generell sollte man immer ein Auge darauf haben, was um einen herum passiert, sollte nie leichtsinnig durch die Straßen laufen und ein Auge auf seine Wertsachen und Tasche haben. Glücklicherweise bin ich jedoch nie Opfer eines Überfalls oder Ähnlichem geworden, habe jedoch im zweiten Semester hier mitbekommen, wie zwei deutsche Studenten in der Nacht überfallen wurden- man muss jedoch dazu sagen, dass diese sich auch nicht an die Regeln gehalten haben und leichtsinnig bei Nacht aus einer Bar nachhause spaziert sind. Solange man sich also an die Regeln hält und aufmerksam ist, sollte nichts passieren.

Die Universität und meine Kurswahl
Das System an der Universität ist etwas anders aufgebaut, als ich es von der Ostfalia in Wolfsburg gewohnt bin und daran muss man sich erstmal gewöhnen. Hier an der NMU wird man regelrecht gezwungen, das ganze Semester zu lernen und auf dem neusten Stand zu bleiben, da man schon während des Semesters Tests schreibt und Hausaufgaben einreichen muss. Der Aufwand ist daher etwas größer und darüber sollte man sich im Klaren sein. Allerdings ist dies kein Grund besorgt zu sein, meine Erfahrungen zeigen, dass man alles gut schaffen kann und auch die englische Sprache keine Probleme darstellt.

Ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen und habe hier an der NMU dieses Semester zwei Kurse der Fakultät Ingenieurwesen und einen Business Kurs gewählt. In „Project and Research Management“ lernte ich die verschiedenen Phasen kennen, mit denen man ein Projekt erfolgreich durchführt und in „Business Engineering“ lernte ich verschiedene Kalkulationswege kennen, um den Erfolg eines Unternehmens messen zu können. Mein dritter Kurs heißt „Organisational Behaviour“, und dieser befasst sich mit Inhalten wie z.B. „Organisational culture“ oder „Organisational Change“. Neben den akademischen Kursen spiele ich im Volleyballteam der NMU.

COVID-19
Anders als erwartet prägt das Corona Virus das aktuelle Semester. Das Virus ist hier vergleichsweise später ausgebrochen als in Deutschland. Jedoch ging es schneller als erwartet, sodass die ersten deutschen Auslandsstudierenden bereits im März wieder abgereist sind. Viele aufgrund von Bedenken, dass sie eventuell keinen Flug mehr nachhause nehmen können, da die Pandemie in einem Land wie Südafrika weitaus schlimmere Folgen haben kann. Das Auswärtige Amt hat empfohlen, sich auf eine sogenannte Krisenvorsorgeliste setzen zu lassen, falls man als deutscher Tourist so schnell wie möglich die Heimreise antreten möchte. Daraufhin organisierte das Auswärtige Amt eine Rückholaktion bis Ende April, die viele Austauschstudierende auch angenommen haben. Dabei mussten Sie eine lange Busfahrt nach Pretoria mit viel Wartezeit und speziellen Sicherheitsvorkehrungen auf sich nehmen- sind jedoch alle gesund und heile in Deutschland angekommen. Großes Lob an die Organisation und die Mühe des Auswärtigen Amts!
Ich habe diesen Rückholflug nicht angenommen und befinde mich mit noch 8 weiteren Deutschen Studierenden in Port Elizabeth. Die Entscheidung hat mir mein Bauchgefühl abgenommen und ich bin nach wie vor überzeugt, dass es für mich die richtige Entscheidung war. In Südafrika wurde einer der strengsten Lockdowns weltweit ausgerufen. Die südafrikanische Regierung hat nun 5 Level eingeführt, die jeweils abgestufte Lockerungen beinhalten. Ab heute (1.Juni) befinden wir uns in Level 3 und es ist endlich wieder erlaubt, zu jeder Tageszeit Spazieren oder Laufen zu gehen. In Level 4 durfte dies nur in einem Zeitfenster von 6-9 Uhr morgens stattfinden- danach waren die Straßen leer. Weiterhin gibt es wieder Alkohol zu kaufen und die Wirtschaft wird durch sämtliche Wiedereröffnungen wieder angekurbelt. Tabakwaren sind weiterhin verboten.
Das Studium wird online weitergeführt für diejenigen, die die Möglichkeiten haben. Die Universität stattet dabei alle Studierenden der NMU kontinuierlich mit Internet aus, damit die Studierenden an Online Vorlesungen teilnehmen können. Auch ein Laptopverleih wird angeboten und ist für Studierende aus der ländlichen Gegend unverzichtbar. Das Semester wird dadurch nun bis Ende Juni verlängert.
Leider gehört PE zu einem der Hotspot Regionen mit den meisten positiv getesteten Corona Fällen in Südafrika und es ist ungewiss, was die Zukunft bringt. Dennoch bin ich positiv eingestellt und denke, dass ich im Juli die wieder die Heimreise antreten kann.

 

 

Trotz aller Ungewissheit und einem Risiko, das ich durch mein Bleiben eingegangen bin, bereue ich keine Sekunde in Südafrika. Mir wird jeden Tag aufs Neuste gezeigt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe und mich diese Erfahrung nicht nur fachlich, sondern auch persönlich unheimlich prägt. Die südafrikanische Kultur inspiriert mich in alles Hinsichten. Ich schätze die Positivität und Energie der Menschen hier und möchte einen Teil dieser kulturellen Erfahrungen und Lebenseinstellungen mit nachhause nehmen.

Sonnige Grüße (auch im Winter)

Hanna