Erfahrungsbericht aus Mexiko von Kay

Seit dem 8. August bin ich nun schon in Mexiko und die Zeit vergeht viel zu schnell. Dafür habe ich in den letzten Monaten schon viel erlebt! Ich bin Kay, 23 Jahre alt, und studiere seit 2018 BWL an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg. Momentan verbringe ich ein Auslandssemester an der Universidad Popular Autónoma del Estado de Puebla (UPAEP) und möchte euch ein wenig über meine Zeit hier in Mexiko berichten.

Cholula

Zusammen mit meinen beiden Mitbewohnern lebe ich in einem wunderschönen Apartment in Cholula, einem Vorort der Millionenstadt Puebla. Dadurch, dass die Vorlesungen aufgrund der Pandemie alle online stattfinden, waren wir bei der Wahl unseres Wohnortes flexibler und konnten so auch ein wenig weiter weg von der Uni wohnen. Wir haben uns für Cholula entschieden. Dies ist eine Stadt der Metropolregion Puebla, in der sehr viele internationale Studenten wohnen und es regelmäßig Veranstaltungen und Treffen gibt. Das hat die Eingewöhnungsphase in Mexiko deutlich erleichtert. Ich habe schon viele neue Leute kennengelernt, sowohl Mexikaner als auch internationale Studenten, und konnte einige Freundschaften schließen.

Cholula hat neben den offenen und freundlichen Menschen, die dort leben, auch kulturell und landschaftlich viel zu bieten. Der Ort befindet sich auf 2.146 m Meereshöhe am Fuße des Vulkans Popocatépetl und ist das Zuhause der Pyramide von Cholula, der größten Pyramide der Welt, wenn es um das Volumen geht. Da diese aber größtenteils bewachsen ist, denkt man erst, es handelt sich einfach nur um einen Hügel mit einer Kirche obendrauf. Neben der Pyramide hat man in Cholula gute Sicht auf die Vulkane der Region. Jeden Morgen kann ich den Sonnenaufgang neben der Malinche, einem erloschenen Vulkan und einem der höchsten Berge Mexikos, durch das Fenster in meinem Zimmer bewundern. Aus unserem Wohnzimmerfenster hat man dann einen wunderschönen Blick auf die beiden anderen Vulkane, den Popocatépetl und den Iztaccíhuatl. Aus dem Popocatépetl steigt sogar nicht selten dunkler Rauch auf, wie auf dem Foto zu sehen ist. Tatsächlich haben wir auch schon ein kleines Erdbeben miterlebt. Zuerst habe ich gar nicht verstanden, was gerade passiert. Es hat sich ein bisschen wie auf einem schaukelnden Schiff angefühlt und nach ein paar Sekunden war auch alles schon wieder vorbei. Ich bin froh, dass ich einmal diese Erfahrung machen konnte, ohne dass dabei etwas Schlimmes passiert ist.

 

Außerdem hat Cholula sehr viele Kirchen. Es wird erzählt, dass es in Cholula 365 Kirchen gibt, sodass man jeden Tag im Jahr eine andere besuchen kann. Ob das stimmt, bin ich mir allerdings nicht so sicher. Viele sind es auf jeden Fall! Dazu ist das Interessante, dass die Kirchen hier regelmäßig kleine Feuerwerke in die Luft schießen, auch tagsüber. Am Anfang habe ich mich oft erschrocken, weil ich den Krach nicht richtig zuordnen konnte. Zum Glück habe ich aber schnell gemerkt, dass der Grund dafür ganz harmlos ist.

Uni

Die UPAEP ist eine Privatuniversität mit ca. 13000 Studenten. Leider werden wir sie dieses Semester aufgrund der Pandemie nicht betreten dürfen. Das finde ich schade, allerdings gefällt mir das Online-Studium auch ganz gut. Da ich fast alle Kurse auf Spanisch belege, ist es ganz praktisch sich die aufgezeichneten Vorlesungen bei Bedarf nochmal ansehen zu können.

Abgesehen davon ist ein Studium in Mexiko ganz anders als in Deutschland. Es werden nach fast jeder Vorlesung Hausaufgaben aufgegeben, die mit in die Note einfließen. Zusätzlich sollte man sich mündlich beteiligen und nicht zu oft fehlen, da die Anwesenheit kontrolliert wird. Außerdem schreibt man drei Klausuren während des Semesters. So setzt sich die Endnote aus vielen kleinen Einzelleistungen zusammen. Einerseits ist das gut, andererseits bedeutet es aber auch viel Arbeit. Ich merke allerdings, dass mir so die Inhalte viel besser im Kopf bleiben.

Mit meiner Kurswahl bin ich auch zufrieden. Ich habe mich für Kurse entschieden, die ich an der Ostfalia, zumindest für meinen Studiengang, nicht gefunden habe. Zum Beispiel belege ich die Kurse Public Relations, Eventmanagement, Afrika- und Nahoststudien, México Mágico (ein Kurs über die Kultur Mexikos) sowie den Kurs „Grüne Finanzen“. Diesen Kurs finde ich besonders interessant, da er sich mit den Möglichkeiten befasst, Finanzen mit dem Thema Nachhaltigkeit zu verbinden, um somit eine positive Auswirkung auf die aktuellen Umweltprobleme zu haben, ohne dabei die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte zu vernachlässigen.

Ausflüge und Reisen

Mit meinen Freunden habe ich schon einige Orte hier in Mexiko bereist. Dazu zählen die beeindruckenden Pyramiden von Teotihuacán, der wunderschöne Ort Atlixco, die Hauptstadt Mexico City, aber auch der Strandort Puerto Escondido.

Die Reise nach Puerto Escondido hat mir besonders gefallen, da ich ein paar ganz neue Erfahrungen gemacht habe. Zum Beispiel haben wir einen Abend alle zusammen Baby-Schildkröten freigelassen. Das war so süß! Am liebsten hätte ich sie ins Wasser getragen, aber ihre ersten Schritte müssen sie natürlich allein gehen, damit sie im Meer eine Chance aufs Überleben haben.

Den anderen Abend waren wir in der Lagune Manialtepec um ein besonderes Naturphänomen zu beobachten. Es war mitten in der Nacht, das Wasser war ganz warm und es hat sogar geblitzt. In dieser Lagune konnten wir dann die Biolumineszenz erleben. Dabei fängt das Plankton im Wasser an hell zu leuchten, sobald man sich darin bewegt. Hierbei handelt es sich eigentlich um eine chemische Reaktion, es hat sich aber trotzdem etwas magisch angefühlt. Vielleicht war es sogar die schönste Erfahrung, die ich bis jetzt in Mexiko gemacht habe.

 

Unterschiede zu Deutschland

Mexiko als lateinamerikanisches Land hat viele Unterschiede zu Deutschland. Ich möchte euch noch kurz darüber berichten, was für mich die größten Unterschiede waren.

Mexiko ist wunderschön, aber es hat auch mit einigen Problemen zu kämpfen. Die Armut nimmt mich am meisten mit. In Puerto Escondido habe ich mit Freunden in einer Art Bar etwas gegessen. Plötzlich hörte ich direkt neben mir wie ein kleiner Junge, vielleicht sechs Jahre alt, mit seiner nicht viel älteren Schwester bespricht, wen er gleich am besten beklauen sollte. Auch, wenn ich weiß, dass Mexiko ein armes Land ist, hat mich dieser Vorfall sehr beschäftigt. Die Kinder haben mir sehr leidgetan und ich hätte ihnen am liebsten Geld gegeben. Allerdings haben mir die Mexikaner auch gesagt, dass das Geld am Ende wahrscheinlich nicht ihnen zugutekommen würde. Sie haben mir geraten, dass man den Kindern am meisten hilft, wenn man ihnen etwas zu Essen kauft.

Was für mich überraschend war, ist, dass es in Mexiko sehr viele streunende Hunde gibt. Zuerst hatte ich ein wenig Angst, da ich nicht einschätzen konnte, inwiefern diese aggressiv auf Menschen reagieren. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass sie meist ganz harmlos sind und einen komplett ignorieren. Allerdings musste ich mich daran gewöhnen, morgens nicht immer durch meinen Wecker, sondern durch das Bellen auf den Straßen geweckt zu werden.

Das Essen in Mexiko ist sehr sehr günstig, wie fast alles andere auch im Vergleich zu Deutschland. Noch dazu schmeckt das Essen wirklich gut. Fast immer beinhalten die typischen mexikanischen Gerichte in irgendeiner Form die Maistortilla. Dazu wird oft Fleisch und Käse mit verschiedenen Soßen gegessen. Bei den Soßen sollte man immer erst probieren, sonst kann es passieren, dass man das Essen vor lauter Schärfe nicht mehr schmeckt 🙂 Außerdem habe ich auch schon die Chapulines probiert. Dabei handelt es sich um geröstete Grashüpfer. Es war auf jeden Fall interessant, sie mal probiert zu haben, jeden Tag würde ich sie allerdings nicht essen.

Und als letztes kann ich noch die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Mexikaner hervorheben. Durch das Buddy-Programm an der Ostfalia habe ich einen mexikanischen Austauschstudenten aus Puebla in Wolfsburg kennengelernt. Seine Familie lädt mich nun regelmäßig zu kleinen Feiern oder zum Frühstücken bei sich zuhause ein. Ich habe zum Beispiel den Unabhängigkeitstag bei ihnen verbracht und somit die mexikanischen Traditionen ganz authentisch erfahren können. Ich bin sehr dankbar für ihre Freundlichkeit, die für sie so selbstverständlich ist.

Bis Anfang Januar bleibe ich noch hier in Mexiko und freue mich auf die vielen Erfahrungen, die ich noch machen werde. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, dieses Auslandssemester in Mexiko zu verbringen und kann es wirklich jedem empfehlen, der Lust auf viele neue Eindrücke, leckeres Essen, atemberaubende Landschaften und herzliche Menschen hat!

Liebe Grüße nach Deutschland und bis bald!

Eure Kay